Interview mit Arne Scheehl
Im November 2019 war es so weit: Nach dem Kauf des Bereichs Equity Markets & Commodities (EMC) der Commerzbank und der Gründung der eigenständigen Einheit Lyxor Deutschland in Frankfurt am Main wurden Lyxor und ComStage eins. Die ETFs werden seitdem unter der Marke Lyxor vertrieben.
Nun folgt der nächste große Schritt, nämlich die Verschmelzung von ausgewählten Lyxor ETFs mit ComStage ETFs.
Der Prozess, ETFs zu verschmelzen, ist aufwendig und strikt durch gesetzliche Vorgaben reglementiert. Zu diesen Vorgaben gehört auch die Information für Anleger, deren Aufbau und Inhalt detailliert vorgeschrieben ist. Doch wie so oft verlangt das Verständnis eines rechtlich vorgeschriebenen Dokuments eine gewisse Vorkenntnis, die nicht alle Investoren haben können und auch nicht haben müssen. Arne Scheehl, zuständig für Produktentwicklungen bei Lyxor ETF in Frankfurt, gibt Antworten auf die häufigsten Fragen unserer Anleger.
Nun folgt der nächste große Schritt, nämlich die Verschmelzung von aus- gewählten Lyxor ETFs mit ComStage ETFs.
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Herr Scheehl, warum legt Lyxor eigentlich ETFs zusammen? Arne Scheehl: Mit der Integration der ComStage ETFs hat sich die Anzahl der Lyxor ETFs auf über 300 erhöht. Dabei gibt es die eine oder andere Dopplung. In diesen Fällen ist es sinnvoll, ETFs zusammenzulegen. Das hat verschiedene Vorteile. So unterliegen manche institutionelle Anleger gewissen Restriktionen, wie viel Prozent an einem ETF sie erwerben dürfen. Privatanleger profitieren durch die Zusammen-legung von ETFs von einer höheren Liquidität. Denn diese steht meist im Verhältnis zur Größe eines ETFs. Darüber hinaus werden die Produktpaletten übersichtlicher. Es ergibt keinen Sinn, dass wir mehrere ETFs auf den gleichen Index mit gleicher Ausgestaltung anbieten. Das ist für Anleger nur verwirrend.
Wenn Sie über Dopplungen sprechen, wie viele ETFs überschneiden sich und werden daher verschmolzen? Arne Scheehl: Wir sprechen von knapp 50 ETFs, die wir zusammenlegen.
Eine große Sorge von Anlegern sind steuerliche Konsequenzen, gerade wenn sie die ETFs vor 2017, also vor Einführung der Investmentsteuer-rechtsreform, erworben haben oder sogar schon vor 2009. Arne Scheehl: Wir nehmen diese Bedenken deutscher Privatanleger sehr ernst. Daher werden wir für den derzeitigen Investor in ComStage ETFs keine grenzüberschreitenden Verschmel-zungen vornehmen. In Luxemburg ansässige ETFs werden mit Luxem-burger ETFs verschmolzen, wenn überhaupt. Diese Verschmelzungen sind nach § 23 Absatz 4 Investment-steuergesetz für deutsche Investoren steuerneutral. Das bedeutet, dass sämtliche steuerliche Effekte aus der untergehenden Fondsposition in die aufnehmende Position übernommen werden.
Wird es zu Schließungen von ETFs kommen? Arne Scheehl: Nein, wir haben keine Liquidation beziehungsweise Schließung von ETFs im Zusammenhang mit der Verschmelzung von Lyxor ETFs und ComStage ETFs geplant.
Bevor wir den Prozess im Einzelnen betrachten, noch eine ganz wichtige Frage, die Anleger immer wieder stellen: ComStage ETFs sind alle ausschüttend, Lyxor ETFs hingegen nicht unbedingt. Wer also bisher einen ComStage ETF hält, konnte sich auf regelmäßige Auszahlungen freuen. Wie wird das in Zukunft gehandhabt? Arne Scheehl: Die Eigenschaft „ausschüttend“ wird in jedem Fall beibehalten.
Haben Sie dafür ein Beispiel? Arne Scheehl: Nehmen Sie einen ComStage ETF und einen Lyxor ETF, die beide den STOXX EUROPE 600 Media Index nachbilden. Beide ETFs wurden zum 6. März 2020 unter dem Namen Lyxor STOXX EUROPE 600 Media UCITS ETF miteinander verschmolzen. Nur ein paar Tage später fanden die Investoren diesen neuen Lyxor ETF in ihrem jeweiligen Depot – der genaue Zeitpunkt hängt von der jeweiligen Depotbank ab. Die ETFs unterscheiden sich bezüglich der Ertragsverwendung. Während der bisherige ComStage ETF ausschüttend war, war der Lyxor ETF wiederanlegend oder thesaurierend. Was passierte nun? Die Anleger des bisherigen ComStage ETFs bekamen am 6. März 2020 automatisch eine ausschüttende Anteilsklasse des Lyxor STOXX EUROPE 600 UCITS ETFs in ihr Depot eingebucht.
Die Anleger des bisherigen Lyxor ETFs werden dagegen weiter thesaurierend investiert sein. Die ursprüngliche Investmententscheidung der Anleger wird also auch in Zukunft berücksichtigt. Beide Investmententscheidungen werden weiter bedient.
Wo kann ich mich über die Zusammenlegung der ETFs informieren? Arne Scheehl: Die betroffenen Anleger erhalten eine Anleger-mitteilung – sei es per Post oder in das elektronische Postfach ihrer Depotbank. Außerdem stellen wir die Unterlagen natürlich auch auf unserer Homepage www.lyxorETF.de unter dem jeweiligen ETF zur Verfügung. Mithilfe einer Suchmaske können Anleger nach Bekanntwerden aller Details dort nach ihrem individuellen ETF suchen und sich mögliche Veränderungen anzeigen lassen. Allerdings können wir diese Informationen erst veröffentlichen, wenn wir die erforderlichen Zustimmungen der Aufsichtsbe-hörden haben. Dafür bitte ich um Verständnis.
Welche Informationen finde ich in der Anlegermitteilung? Arne Scheehl: Der Anlegermitteilung können Sie entnehmen, welcher ETF konkret betroffen ist und welcher ETF welchen ETF aufnehmen wird. Ver-schmolzen werden nur ETFs, die ein sehr ähnliches Anlageund Risikoprofil haben. Ein ETF auf festverzinsliche Wertpapiere wird also nicht mit einem ETF auf Aktiennebenwerte zusammengelegt. Ferner informieren wir unter anderem darüber, wann die ETFs zusammengelegt werden, was sich genau ändert, welche Wert-papierkennnummer oder internatio-nale Kennnummer (ISIN) der neue ETF haben wird und was Anleger tun können, wenn Sie mit der Verschmel-zung nicht einverstanden sind.
Angenommen, ich habe die Anleger-mitteilung sorgfältig gelesen, bin aber über die anstehende Verschmelzung unglücklich. Was kann ich tun? Arne Scheehl: Zunächst können Sie gerne mit uns sprechen. Vielleicht klärt sich Ihr Problem dann schon. Sie erreichen uns unter 069/7174444 oder Sie können uns an info@lyxorETF.de schreiben.
Selbstverständlich haben Sie auch die Möglichkeit, sich von Ihrem ETF zu trennen. Eine solche Entscheidung würden wir allerdings sehr bedauern! In der Anlegermitteilung nennen wir Ihnen den Stichtag, bis zu dem Sie Ihre Anteile über Ihre Depotbank an der Börse, im Direkthandel oder im außerbörslichen Handel veräußern können. Ihre Bank wird Ihnen dafür Provisionen berechnen, die sich je nach Bank unterscheiden. Anleger, die ihre ETFs direkt bei der verwaltenden Fondsgesellschaft, der Lyxor Funds Solutions (LFS), erworben haben, können die ETFs ohne Rücknahmeabschläge bis zum genannten Datum an die LFS zurückgeben.
Gibt es noch weitere Veränderungen im Rahmen der Zusammen-führungen? Was ist zum Beispiel mit vollreplizierenden und synthetischen ETFs? Arne Scheehl: Wenn zwei ETFs, die verschmolzen werden, eine unterschiedliche Nachbildungsmethode (vollreplizierend oder synthetisch) nutzen, dann hat der ETF nach der Fusion die Replikationsart des aufnehmenden, also des weiter bestehenden ETFs. Details dazu finden Sie auch unter dem Punkt Investmentstrategie in der Anlegermitteilung.
Die betroffenen Anleger erhalten eine Anlegermitteilung– per Post oder in das elektronische Postfach ihrer Depotbank.
Mit der Integration der ComStage ETFs hat sich die Anzahl der Lyxor ETFs auf über 300 erhöht.
Wird sich bei den Gebühren etwas ändern? Arne Scheehl: Wir haben erst vor kurzem die Verwaltungsgebühren beim ComStage ETF auf den MSCI Emerging Markets deutlich reduziert. Mit 0,14 Prozent laufenden Kosten im Jahr ist er zurzeit der preisgünstigste ETF auf diesen Schwellenländerindex. Der ComStage MSCI Emerging Markets UCITS ETF ist übrigens ein Beispiel dafür, dass ein ComStage ETF nur umbenannt wird. Hier erfolgt keine Verschmelzung. In anderen Fällen kann es zu leichten Gebührenerhöhungen kommen, wenn der aufnehmende ETF etwas teurer ist als der aufzunehmende. Hierbei sprechen wir von Erhöhungen um maximal 0,05 Prozent pro Jahr. An den sehr günstigen Gebühren der Lyxor Core ETFs, die bei 0,05 Prozent pro Jahr Verwaltungsvergütung beginnen, ändert sich nichts. Ebenso wenig bei den ComStage Vermögensstrategie ETFs, die ebenfalls nur umbenannt werden.
Viele Anleger haben Sparpläne, um mit regelmäßigen Beträgen langfristig Vermögen aufzubauen. Wie wirken sich die Verschmelzungen auf diese Sparpläne aus? Arne Scheehl: Wir sind dazu noch im Gespräch mit unseren zahlreichen Sparplanpartnern.
Zum einen natürlich, um mit ihnen gemeinsam auch 2020 Sparplanaktionen durchzuführen und damit eine Transaktionskostenbefreiung anbieten zu können. Zum anderen, um die letzten Details zu klären, da wir auf die Umstellungsmodalitäten von Sparplänen nur bedingt Einfluss haben. Die „reine“ Umbenennung von ComStage zu Lyxor wird auf jeden Fall keinen Einfluss auf Ihren bestehenden Sparplan haben.
Wenn Sie nach vorne blicken, Herr Scheehl, wie sieht der weitere Fahrplan aus? Arne Scheehl: Wir planen, alle Zusammenlegungen und namentlichen Anpassungen in 2020 abzuschließen. Auf unserer Internetseite werden wir unsere Anleger dazu immer auf dem Laufenden halten. Übrigens: Viele ComStage ETFs werden bestehen bleiben. Dazu gehören zum Beispiel die ComStage Vermögensstrategie ETFs und die ComStage 1 ETFs auf den TecDAX oder den SDAX. Die ETFs werden einfach nur anders heißen, nämlich Lyxor ETF.
Wir haben bis hierhin über die Aufnahme von ComStage ETFs durch Lyxor ETFs gesprochen. Werden auch Lyxor ETFs auf ComStage ETFs verschmolzen? Arne Scheehl: Nach unserer heutigen Planung werden voraussichtlich in 2020 zwei Lyxor ETFs betroffen sein, die untergehen und von ComStage ETFs aufgenommen werden. Danach erfolgt unmittelbar die Umbenennung der aufnehmenden ComStage ETFs in Lyxor ETFs. Hier warten wir noch auf die nötigen Zustimmungen der Aufsichtsbehör-den. Sobald uns diese vorliegen, werden wir weitere Informationen auf unserer Internetseite zur Verfügung stellen.
Sie sprechen täglich mit Ihren Vertriebskollegen und dem Team, das die Anfragen der Anleger bearbeitet. Wie reagieren Investoren bislang auf die angekündigten Zusammenlegungen? Arne Scheehl: Insgesamt erhalten wir viel Zuspruch von unseren Kunden, seien es Privatanleger oder institutionelle Kunden. Die meisten verstehen, dass wir mit dem in Deutschland quasi neu entstehenden ETF-Anbieter Lyxor Deutschland die Anlagemöglichkeiten erweitern und uns künftig in einem sehr wettbewerbsintensiven Marktumfeld deutlich besser behaupten können. In den nächsten Wochen und Monaten werden wir neue ETFs auflegen, wir arbeiten also neben den Verschmelzungen ganz normal weiter. Es lohnt sich, uns weiter zu begleiten.
Wir danken Ihnen für das Gespräch und die klaren Worte, Herr Scheehl!