Alles in allem deutet die Gesamtinflation als gängigste Messgröße für die Preisentwicklung darauf hin, dass wir uns in einer Deflation befinden. Dies dürfte jedoch nur eine Phase sein, da sich der Negativeffekt der Energiepreise womöglich schon im ersten Quartal 2021 nicht mehr im Vorjahresvergleich niederschlagen wird. Der Kern-Verbraucherpreisindex deutet derweil zwar nicht auf eine Deflation, jedoch auf eine niedrige Inflation (+0,4 Prozent) hin, die das Inflationsziel der EZB von knapp unter
2 Prozent weit verfehlt. Langfristig ist die Lohnentwicklung der wichtigste Einflussfaktor für die Inflation. Aufgrund von Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt steigen Löhne in der Regel, wenn die Arbeitslosigkeit sinkt. Wenn die Verbraucher ihr zusätzliches Einkommen ausgeben und die Fabriken nahezu voll ausgelastet sind, treibt dies die Inflation in die Höhe, da das Angebot auf kurze Sicht begrenzt ist. Vor einem halben Jahrhundert, in den 1970er und 1980er-Jahren, bestand die Aufgabe der Zentralbanken darin, die Inflation zu bekämpfen.