Wer sich mit der eigenen Geldanlage beschäftigt, landet unweigerlich bei ETFs
Deutsche Sparer haben den Ruf, bei Geldanlagen eher zurückhaltend zu sein. Trotz der seit über zehn Jahren anhaltenden Phase niedriger Zinsen liegen weit mehr als zweitausend Milliarden Euro auf Sparbüchern oder sind in Tagesgeldern und Festgeldern geparkt. Dennoch tut sich einiges, vor allem bei börsengehandelten Investmentfonds und ETFs, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Und das Interesse wächst ungebrochen weiter. Entsprechend groß ist der Bedarf an Informationen. Nützliche Tools, hilfreiche Services und Informationen rund um das Thema ETFs sind auf dem Anlegerportal extraETF.com zu finden, das 2008 von Markus Jordan gegründet wurde.
Herr Jordan, viele Beobachter waren von den Marktereignissen im Zusammenhang mit Covid-19 nach dem 19. Februar schockiert. Danach folgte dann ab Mitte März die Verwunderung darüber, wie schnell sich Märkte offenbar erholen können.Wie haben Sie diese Wochen erlebt? Markus Jordan: Wie viele andere Unternehmen auch haben wir den Lockdown im Homeoffice verbracht. Für uns war das als digital gut aufgestelltes Unternehmen keine so große Herausforderung. Das hat alles sehr gut funktioniert. Mit täglichen Videokonferenzen haben wir den Kontakt untereinander sehr gut aufrechterhalten. Seit Mitte Juli können die Mitarbeiter nun frei entscheiden, ob sie ins Büro kommen oder lieber weiter von zu Hause arbeiten möchten. Von Seiten unserer Besucher auf der Webseite haben wir eine sehr hohe Nachfrage erlebt. Die Zahlen sind in den Monaten Februar bis Mai auf ein Rekordhoch gestiegen. Wir haben unsere Besucher als rationale und aufgeklärte Anleger erlebt.
Viele nutzten die niedrigen Kurse, sei es, um bestehende Anlagen aufzustocken oder um neue ETF-Sparpläne anzulegen. Hat Sie das fortgesetzte Wachstum bei Sparplänen überrascht? Zum zweiten Mal nach 2018, als die Märkte schon einmal unvermittelt in starke Turbulenzen gerieten, schienen sich viele Privatanleger gegen den Markttrend zu verhalten. War dies in der Vergangenheit seltener der Fall? Markus Jordan: Bei vielen ETF-Anlegern steht der langfristige Vermögensaufbau im Vordergrund. Insofern hat es mich nicht verwundert, dass sich viele von ihnen in der vergangenen schwierigen Marktphase rational und ruhig verhalten haben. Wer breit gestreut investiert ist, kann starke Marktrückgänge deutlich besser aushalten als jemand, der mit wenigen Aktien nur auf einzelne Branchen setzt. Entscheidend ist, dass man in der Krise nicht gezwungen wird, zu verkaufen. Denn dann profitiert man nicht mehr von der folgenden Erholung. Man konnte ja nicht vorhersehen, dass es sogar so schnell wieder nach oben geht. Die Zahl der ETF-Sparpläne ist seit Jahresanfang um rund 41 Prozent auf ca. 1,9 Millionen Sparpläne Ende August 2020 angewachsen. Zudem ist die durchschnittliche Sparplanrate in der Krise von rund 167 Euro Ende Januar auf rund 178 Euro Ende Mai gestiegen. Das alles spricht für ein sehr rationales Handeln.
Ihr Anlegerportal extraETF.com bietet Informationen über den Umfang hinaus, den zum Beispiel Lyxor ETF oder andere ETF-Anbieter auf ihren Internetseiten haben. Welche Themen sind bei Ihnen besonders stark gefragt?
Markus Jordan: Der große Vorteil unseres Portals ist es, dass wir neutral über den ETF-Markt informieren. Anleger finden bei uns unabhängig vom ETF-Anbieter alle Informationen, die für eine erfolgreiche Geldanlage mit ETFs notwendig sind. Das beginnt bei umfassenden Suche- und Analysetools und endet bei ausführlichen Ratgeber- und Wissensbeiträgen. Ende Februar haben wir weitere Services freigeschaltet. So können Anleger nun zum Beispiel auch Wertpapierdepots mit unserem Portal verknüpfen und individuelle Musterportfolios anlegen. Für diese Portfolios erhält der Nutzer dann ausführliche Risikoreports und kann so versteckte Klumpenrisiken erkennen. Während der Krise waren auch unsere Themenseiten sehr beliebt. Anleger können sich dort über mehr als 30 Anlagethemen informieren. Gerade bei den Themen „Digitalisierung“ und „Gesundheit“ war das Interesse besonders stark spürbar. Für uns Grund genug, um für die wichtigsten Smart-Beta- Strategien eine ähnliche Themenwelt aufzubauen. Während des Lockdowns ist übrigens auch der extra ETF-Podcast entstanden. Darin erfahren Hörer alles Wichtige rund um die Geldanlage mit ETFs. Zudem lade ich regelmäßig interessante Interviewgäste ein.
Interessenten beklagen hin und wieder, dass jede Informationsseite anders aussehe und daher gewöhnungsbedürftig sei. Was ist ein guter Einstieg, um das vielfältige Angebot von extraETF.com einerseits sinnvoll und andererseits effizient nutzen zu können? Markus Jordan: Das ist einer unserer Kernvorteile. Wir achten immer sehr genau darauf, dass die Informationen auf unserer Webseite klar und leicht verständlich sind.
Wir sind dabei natürlich auch auf die Informationen der ETF-Anbieter angewiesen. Da ist es manchmal gar nicht so leicht, alle Informationen in der gleichen Struktur darzustellen. Das Team arbeitet täglich daran, das Angebot weiter zu verbessern und auszubauen. Neue Tools und Funktionen werden meist im 14-Tage-Rhythmus eingeführt. Zuletzt haben wir verschiedene Finanzrechner entwickelt, die Anleger zum Beispiel nutzen können, um ihre persönliche Rentenlücke zu berechnen. Einsteigern empfehle ich unseren Wissensbereich. Dort gibt es viele Grundlagenartikel mit Tipps und Tricks zur Geldanlage mit ETFs. Wer danach direkt starten möchte, findet in den Rubriken „Sparen mit ETFs“ oder „Einsatz im Portfolio“ weiterführende Ratgeber. Hilfreiche Unterstützung bieten auch unsere ETF-Musterportfolios. Bei rund 100 Musterportfolios findet man mit Sicherheit eine passende Anlagestrategie. Hier stellen wir zum Beispiel die Strategien von Finanztest oder des Norwegischen Staatsfonds vor.
Hat sich das Informationsbedürfnis der Besucher Ihrer Seiten in den Zeiten von Covid-19, der Marktturbulenzen und des „Lockdowns“, also des Herunterfahrens des öffentlichen Lebens, verändert? Markus Jordan: Nein, nicht wirklich! Zwar können wir schon feststellen, dass wir deutlich mehr ETF-Neueinsteiger auf der Webseite haben, aber dieser Trend lässt sich schon seit längerem beobachten. ETFs werden eben immer populärer. Womit das Informationsbedürfnis der Anleger steigt.
In diesem Jahr gibt es ETFs in Europa seit 20 Jahren. Gestartet sind die ersten beiden ETFs am 11. April 2000 auf XETRA, was 20 Jahre später von der Pandemie überlagert wurde und daher ein bisschen unterging. Sie haben mit Ihrer Firma einen großen Teil der beiden Jahrzehnte begleitet. Was ist Ihnen dabei besonders hängengeblieben und welche Meilensteine hat es aus Ihrer Sicht gegeben? Markus Jordan: Der ETF-Markt hat sich in den vergangenen 20 Jahren deutlich verändert. Zuerst gab es einen Innovationsschub bei den Produkten. Das Angebot wurde auf verschiedene Anlageklassen ausgeweitet. Die Geldanlage mit ETFs war dennoch nur wenigen Privatanlegern ein Begriff. Die Einführung von ETF-Sparplänen hat die Beliebtheit von ETFs enorm beschleunigt. Auf der Produktseite waren in den vergangenen fünf Jahren Smart-Beta-ETFs, Themen-ETFs sowie das Thema Nachhaltigkeit die wichtigsten Entwicklungen. Das Schöne am ETF-Markt ist, dass er sich laufend weiterentwickelt. Langweilig wird es nie und wir haben immer etwas zu berichten.
Den Blick in die Zukunft gerichtet: Welche Trends sehen Sie bei ETFs und im Markt, die uns auch in den nächsten Jahren beschäftigen werden? Markus Jordan: Der ETF-Markt wird kontinuierlich weiterwachsen. Vor allem, weil sich immer mehr Privatanleger für ETFs interessieren. Vielen wird nun endlich bewusst, dass die staatliche Rente nicht mehr reichen wird, um den Ruhestand sorgenfrei genießen zu können. Und wer sich mit dem Thema Geldanlage beschäftigt, landet unweigerlich bei ETFs. Die vielen Vorteile sprechen einfach für sich. Ich erwarte zudem, dass weitere Portfolio-ETFs auf den Markt kommen. Diese können dann Anleger einsetzen, die kostenbewusst und breit gestreut am Kapitalmarkt investieren möchten, sich aber nicht selbst um die Anlage kümmern möchten.
Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Jordan. Ihnen und extraETF.com weiterhin viel Erfolg!